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Natur & Umwelt in Sandhausen

Die Begriffe Natur und Umwelt haben beide zahlreiche Bedeutungen, sie werden sogar miteinander verwechselt. Aufgrund der in den vergangenen Jahren starken Zunahme der weltweiten Bevölkerungszahl und der damit verbundenen hohen menschlichen Aktivitäten werden sie heute stark mit dem Klimawandel assoziiert - mit der Zerstörung von unberührten Lebensräumen (Verlust von Biodiversität), der Verschmutzung (Luft, Gewässer und Böden), der ungezügelten Nutzung und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen sowie mit verschiedenen anderen Belastungen und schädlichen Auswirkungen (Lärm, Elektrosmog, Lichtverschmutzung).

Begrifflichkeiten kurz erklärt

Der Begriff Umwelt beschreibt in der Regel die Qualität unserer Lebensbedingungen und die Elemente, die zu unserem Wohlbefinden beitragen. Dazu zählen beispielsweise der Reinheitsgrad der Luft oder die Qualität des Wassers und des Bodens. Aber auch die Vor- und Nachteile der Urbanisation (Verstädterung) und die durch unsere Aktivitäten verursachten Schäden (Industrie- und Agrarproduktion, Baustellen, motorisierter Verkehr) sind Bestandteil unserer Umwelt
Umweltschutz beinhaltet Rechtsvorschriften und Maßnahmen zu Gunsten des Lebensraums von Bürgerinnen und Bürgern
Der Begriff Natur betrifft alles, was außerhalb der menschlichen Welt und ihrer Aktivitäten existiert - also alles, was wild und unberührt ist. Dazu zählen etwa Landschaften ohne starke menschliche Eingriffe sowie eine Flora und Fauna, die nicht verändert wurde
Naturschutz beinhaltet Rechtsvorschriften und Maßnahmen zugunsten der Arten und der wilden Landschaften

Lebenslage: Umwelt

Was kann eine Kommune zum Schutz von Natur & Umwelt tun?

Viele Gemeinden und Städte sind artenreiche Refugien - oft sogar artenreicher und vielfältiger als die umgebende Agrarlandschaft. Durch eine kreative und vorausschauende Planung sowie angepasste Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen leisten wir als Gemeinde einen ersten wichtigen Beitrag für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt. Während Energiesparmaßnahmen an Gebäuden heute weitgehend selbstverständlich sind, sollten Aspekte des Natur- und Artenschutzes bei Neubauten oder Gebäudesanierungen noch stärker in den Fokus rücken.

Einen Überblick über Naturschutz- und Umweltprojekte in der Gemeinde Sandhausen finden Sie in der folgenden Übersicht:

Natur- und Umweltschutzprojekte in Sandhausen

Das Förderprogramm „Blühstreifen und Blühwiesen für Sandhausen“ wurde im Jahr 2019 vom Gemeinderat beschlossen. Im Frühling 2020 wurden die ersten Flächen mit einer regionalen Blühmischung eingesät. Insgesamt vier Landwirte nehmen an dem auf fünf Jahre angelegten Förderprogramm teil. Sie müssen die Flächen nach bestimmten Vorgaben pflegen und erhalten dafür Mittel aus dem Förderprogramm. Insgesamt 20.000 Euro stehen pro Jahr zur Förderung von Blühflächen bereit. Jede Fläche wird einmal jährlich zur Hälfte umgepflügt, im Folgejahr wird der Vorgang auf dem anderen Teilstück wiederholt. Dieses Vorgehen bietet Insekten, Vögeln und auch Niederwild wie dem Rebhuhn oder dem Feldhasen das ganze Jahr hindurch Versteck-, Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Die Flächen liegen – verteilt auf inzwischen rund zwölf Hektar – insbesondere im Sandhäuser Nordwesten, etwa entlang der Hauptstraße in Höhe des Landgrabens oder in der Verlängerung der Lochheimer Straße. Dort blühen hüfthoch regionale Wildpflanzen wie Lein, Sonnenblume, Borretsch, Gelbsenf, Wilde Möhre, Färberkamille und Wilde Malve – wichtiger Lebensraum und Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Wildbienen und Co.

Mehr blühende Vielfalt und ein Heim für Insekten: Der Kreisverkehr am Neubaugebiet „Große Mühllach“ sowie mehrere angrenzende Flächen wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 naturnah und insektenfreundlich umgestaltet. Zum Abschluss der Maßnahmen wurde zusätzlich ein Insektenhotel an der Ecke Seegasse/AmForst/Willy-Brandt-Straße aufgestellt. In einem ersten Schritt hatte das Gärtner-Team des Bauhofs den Kreisel teilweise neu bepflanzt. Bestehende Sträucher wie der Bogenflieder wurden stehengelassen, weitere heimische Arten wie Ginster und Kornelkirsche gepflanzt. Zudem wurde eine regionale Saatgutmischung ausgebracht, um die Fläche möglichst vielfältig zu gestalten und eine stufenartige Vegetationsstruktur zu schaffen. Die Wiesenpflanzen bleiben auch in der kalten Jahreszeit stehen – sie dienen vielen Insekten als Unterschlupf und Winterquartier. Vor Ort weist ein Schild auf die Naturschutzmaßnahme hin. Zudem nahm die Gemeinde am Wettbewerb „Blühende Verkehrsinseln 2022“ des Verkehrsministeriums teil.

Im Frühling 2022 hat die Gemeindeverwaltung auf dem Alten Friedhof und dem Waldfriedhof zahlreiche Nisthilfen für Vögel aufgehängt. Die Nisthilfenaktion fand in Kooperation mit dem Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V. und der NABU-Ortsgruppe Walldorf-Sandhausen statt. Insgesamt wurden im Bereich der beiden Friedhöfe 25 neue Nistkästen aufgehängt – zusätzlich zu den bereits sieben Nist- kästen aus dem Altbestand. Die Kästen wurden im Rahmen der jährlichen Nisthilfenaktion vom LEV Rhein-Neckar e.V. kostenlos zur Verfügung gestellt. Neben Nisthilfen für Meise, Sperling, Gartenrotschwanz & Co. wurden an der Kapelle auf dem Alten Friedhof auch Mehlschwalbennester und Nisthilfen für Mauersegler angebracht. Auf dem Waldfriedhof wurde zudem ein Fledermauskasten installiert. Die Kontrolle und jährliche Säuberung der Nistkästen übernimmt der NABU Walldorf-Sandhausen, der in der Region bereits mehr als 200 Nistkästen für Vögel betreut.

Im Frühling 2021 wurden in Sandhausen zwei neue Obstlehrpfade eingeweiht. Beide Pfade, gelegen im Gewann Schwammerswiesen an der Landesstraße L598 sowie am Seeweg im Südosten der Gemeinde, sind Teil einer ökologischen Kompensationsmaßnahme für die 2008 erfolgte Umsetzung des Bebauungsplans „Stellplätze Sandhäuser Höfe“. Insgesamt 17 Obstgehölze wurden gepflanzt. Informationstafeln vermitteln Wissenswertes über die bunte Auswahl an Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten. Zu den gepflanzten Obstsorten gehören beispielsweise der Rote Boskoop, der Maunzenapfel, die Schweizer Wasserbirne und die Bühler Frühzwetschge. Im Herbst trugen viele der Bäume bereits erste Früchte. Die Gemeindeverwaltung hofft, dass sich die Obstgehölze auch weiterhin so gut entwickeln. Die neuen Lehrpfade werden von Spaziergängerinnen und Spaziergängern bereits sehr gut angenommen. Als zusätzlicher Ausgleich wurden neben den beiden Obstlehrpfaden zwei weitere Maßnahmen umgesetzt: So wurde bei den Schwammerswiesen eine Feldhecke gepflanzt und beim Obstlehrpfad am Seeweg eine nährstoffreiche Fettwiese angelegt.

Die Zauneidechse zählt laut FFH-Richtlinie der EU zu den "streng geschützten Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse". Eine Bedingung für die baulichen Tätigkeiten in der Gemeinde Sandhausen war die Erhaltung des optimalen Lebensraums (Habitatqualität) der Zauneidechsen. Dazu wurden im Umfeld der Versickerungsmulde und am Waldfriedhof Baumstämme und starke Äste in ein Meter tiefe Gruben gelegt und mit Sand verfüllt. Auf den Stämmen können sich die Tiere sonnen, die stärkeren Äste und die Zweige sorgen für ausreichend Deckung. In den Sandflächen können die Eidechsen zudem ihre Eier ablegen. Im Lückensystem zwischen Sand und Stämmen verbringen die Tiere auch die Wintermonate. Die Strukturen werden so gepflegt, dass stets Bereiche mit hoher Vegetation zum Rückzug und Bereiche mit niedriger Vegetation zum Sonnen und zur Nahrungssuche angrenzen. Diese Lebensräume und der Blütenreichtum sind auch für eine Vielzahl weiterer Tiere, insbesondere für Insekten, von Bedeutung.