Bericht aus dem Gemeinderat | APRIL 2023
Wetten, dass zur nächsten Gemeinderatssitzung am 22. Mai noch mehr Bürgerinnen und Bürger kommen werden als zur letzten am 24. April? Denn dann wird darüber entschieden, wie es mit dem Projekt „Sportzentrum Süd“ konkret weitergeht. Also mit jenem Vorhaben, dass Sandhausen seit nunmehr fast genau fünf Jahren mitunter recht heftig umtreibt.
Klipp und klar vom Tisch ist in dieser Hinsicht jedenfalls die sogenannte „Variante Verwaltung“, erklärte nun in der Aprilsitzung Bürgermeister Hakan Günes. Also jener Plan, wonach im Süden des BWT-Stadions des SV Sandhausen nicht mehr zwei neue Fußballspielfelder entstehen sollten, so wie es einst in der sogenannten „Variante 0“ ins Auge gefasst worden war. Sondern nur noch eines.
Hinzugekommen wäre ein zweites neues Fußballspielfeld nördlich des Stadions auf dem bisherigen Areal des Tennisclubs. „Bisherig“ deshalb, weil besagter Club umzuziehen hätte in Richtung Norden auf das aktuelle Areal des FC Letztgenanntem hätte dann auch ein Umzug ins Haus gestanden, und zwar über die Jahnstraße hinweg ins Walter-Reinhard-Stadion.
Nun habe sich aber nach einer ganzen Reihe von Gesprächen mit den involvierten Vereinen ergeben, dass, so der Rathauschef, die „Variante Verwaltung nicht umgesetzt werden kann“. Als Grund hierfür nannte Hakan Günes „Fragen des Bestandsschutzes“, die nicht eindeutig hätten geklärt werden können. Später sprach er auch noch davon, dass etwa der Tennisclub in seiner „Wohlfühloase“ beeinträchtigt worden wäre.
Aber dennoch sei die Debatte um die „Variante Verwaltung“ nicht umsonst gewesen. Sondern allein schon deshalb als Erfolg zu werten, weil sich die direkt betroffenen Vereine ebenso wie andere Verein intensive Gedanken um das Sportzentrum Süd gemacht hätten. So werde beispielsweise die Idee des Umzugs des FC Sandhausen weiterverfolgt.
Alles in allem, so Hakan Günes, bestehe die Herausforderung nun aber darin, dass man „wieder auf den Ursprung der Diskussion zurückgefallen ist“. Sprich: auf die „Variante 0“. Allerdings mit der Einschränkung, dass die Verwaltung diese an die am „Runden Tisch“ entwickelten Überlegungen angelehnt habe, weshalb auch von einer „Variante 0 light“ gesprochen werden könne.
Was im Detail bedeute, dass die „Variante 0“ im Beschlussvorschlag der Verwaltung für die Gemeinderatssitzung am 22. Mai „auf das Minimale begrenzt“ werde. So habe man zum einen die „Parkplätze komplett außenvorgelassen“, denn seiner Meinung nach reichen die vorhandenen Parkplätze für den Trainingsbetrieb unter der Woche aus.
Zum anderen entspreche nur noch einer der beiden neuen Fußballplätze den Maßen des europäischen Fußballverbandes UEFA und der andere sei auf ein Minimum reduziert worden. Folglich müsse südlich des Stadions nicht mehr eine Fläche von 2,5 Hektar gerodet werden. Sondern nur noch eine Fläche von 1,5 Hektar.
Wichtig war dem Verwaltungschef die Erwähnung, dass diese Fläche laut Gesetz an anderer Stelle, auf der bislang definitiv noch kein Wald existiere, wieder 1:1 aufgeforstet werden müsse, dann freilich mit klimaresistenten Bäumen. Darüber hinaus aufgeforstet werde im Rahmen des Projekts „Sandhäuser Bürgerwald“ ein Bereich des Sonnenwegs, blickte Hakan Günes in die Zukunft.
Alles in allem habe die Verwaltung mit der Absicht, die beste Lösung zu finden, „das Thema Sportzentrum Süd nun wirklich durchdekliniert“, sie habe alles gedreht und gewendet und sie habe auch über den Tellerrand hinausgeschaut. Hierzu zählte nach seinen Worten nicht zuletzt auch die Entwicklung einer neuen „Variante Y“ mit je einem Spielfeld südlich und einem nordwestlich des Stadions.
Nicht zum Tragen kommen können hätte diese erstens wegen des mit ihr verbundenen hohen Flächenverbrauchs, der sich ebenso wie bei der „Variante 0“ auf eine Flächenversiegelung von 17 und einem Waldeingriff von 15,5 Hektar belaufen hätte. Und zweitens deshalb, weil der Wald am Sonnenweg in seinen Augen vor allem aufgrund der regen Nutzung durch die Bürgerschaft bedeutender und schützenswerter sei als der Wald im Süden des Stadions.
In der anschließenden Fragerunde des Kommunalparlaments verband GAL-Gemeinderätin Beate Würzer ihre Zusammenfassung des bisherigen Prozederes unter anderem mit dem Hinweis, dass eine Variante mit zwei Spielfeldern im Schutzwald südlich des Stadions eine „rote Linie“ darstelle. Es stehe nämlich außer Frage, dass der Gemeindewald Allgemeingut sei und den Bürgerinnen und Bürgern gehöre.
FDP-Gemeinderat Volker Liebetrau hielt fest, dass es in diesem Fall um einen Verein gehe. Und somit um die Jugend gehe, die aus seiner Sicht „immer zu kurz kommt“. Folglich müsse man mal diese in den Vordergrund stellen. Seine Fraktionskollege Georg Diem widersprach ihm insofern, als dass „alle Sandhäuser Kinder, die Sport treiben wollen, einen Platz finden“.
Generell gelte für ihn dies: „Ich persönlich will Profisport nicht mehr fördern.“ Und weil man es an dieser Stelle mit einem „tollen Wald und einem tollen Boden“ zu tun und es schließlich zehn Jahre lang auch so funktioniert habe, werde er allen Varianten nicht zustimmen. Daraus, dass es in der von ihm geführten SPD-Fraktion gleichfalls „intern kein eindeutiges Bild“ gebe, wollte auch Gemeinderat Thorsten Krämer kein Geheimnis machen.
Ja, ergänzte er noch, man tue sich schwer mit dieser Rolle rückwärts und verstehe durchaus die Argumente des Umweltschutzes. Im Prinzip sei also „noch offen, wie die Geschichte weitergeht“. Gar nicht weitergehen soll das Projekt „Sportzentrum Süd“ allem Anschein nach für Melanie Stein, die in der Fragerunde der Bürgerschaft tadelte, dass die Jugendlichen im Leistungszentrum des SV eben nicht aus Sandhausen seien.
Als Vorsitzende der Bürgerinitiative „Pro Waldschutz“ kam Petra Weiß danach zu dem Schluss, dass die Mitglieder des Gemeinderates ihrer Meinung nach nicht in das Ratsrund gewählt worden seien „für die Projektierung wirtschaftliche Einzelinteressen“. Und das schon gar nicht bei einem Projekt, das angesichts der an Dramatik kaum zu überbietenden Lage des Waldes völlig aus der Zeit gefallen sei.
Bürgerin Karin Mittag, die selbst am liebsten die „Variante Doppel-0“ gehabt hätte, plädierte dafür, dass sich der Gemeinderat am 22. Mai wenigstens für die „Variante Y“ entscheiden solle. Denn ansonsten würde der schönste Ortseingang Sandhausens zerstört. Schlussendlich erklärte Hakan Günes, dass die ganze Thematik „für alle 15500 Einwohner Sandhausens betrachtet werden muss“, und dies „losgelöst von allen Emotionen“.